Nowruz Das
schönste und größte iranische Fest ist das Frühlings- und
Neujahrsfest Nowruz (der neue Tag), dessen Wurzeln mindestens in die Zeit der
Achämeniden zurückreichen. Dieses älteste und wichtigste, iranische
Fest beginnt mit dem astronomischen Frühlingsanfang, der zugleich der Beginn
des iranischen Kalenderjahres ist und nach gregorianischer (abendländischer)
Zeitrechnung etwa auf den 20./21. März jedes Jahres fällt. Der eigentliche
Höhepunkt des Festes ist der Zeitpunkt der Tag/Nacht-Gleiche (Tahwil-e Sal). 
Nowruz
ist das am weitesten verbreitete, und farbenprächtigste der iranischen Feste,
dass als Frühlingsfest auch in vielen Ländern der Region, wie Âzärbâican,
Afghanistan, Tadschikistan, Pakistan, Irak, in den kurdischen Gebieten, in Üzbekistan,
Kazakistan, Kirkizistan, Indien und in der Türkei, und sogar unter den iranisch-stämmigen
Juden in Isreal, gefeiert wird. Es ist eben das einzige Fest, das von allen Volksgruppen
gefeiert wird und vielleicht deshalb, weil es einer vorislamischen Tradition entstammt,
nicht einer einzelnen Religionsgruppe vorbehalten ist. 
Über
den Ursprung des Nowruz gibt es unterschiedliche Meinungen: Altpersische Legenden
erzählen davon, dass Gott den Menschen am ersten Tag des Frühlings erschuf.
Am häufigsten wird aber seine Entstehung mit Jamshid, dem mythischen iranischen
König, in Verbindung gebracht, wobei das Fest an die Himmelfahrt von Jamshid
erinnern soll, für die er einen fliegenden "Wagen" von den Dämonen
hatte bauen lassen; Dämonen, die er zuvor bezwang und in den Dienst der Sterblichen
stellte. Allerdings
scheint Nowruz ursprünglich eher aus der Hirten- oder bäuerlichen Kultur,
die den Übergang vom Winter zum Sommer verehrt hatten, entstanden zu sein:
Fruchtbarkeits- und Erneuerungsriten können ohne Zweifel in manchen Bräuchen
erkannt werden. Zwölf
Tage dauert das Fest. Am dreizehnten Tage des neuen Jahres, der als Unglückstag
gilt, ziehen die Menschen in die freie Natur, und organisieren einen ausgiebigen
Ausflug. In der
Sasaniden-Zeit (226-652 n. Chr.) wurde zwischen einem Klein-Nowruz (am ersten
Tag) und einem Großen Nowruz (am sechsten Tag des Neujahrs) unterschieden.
Erst später hat sich die Feier auf die heutige Länge von 13 Tagen ausgeweitet. Im
antiken Persien war der Kalender noch ohne regelmäßige Schaltjahre,
sodass sich das Nowruz-Fest im Laufe der Jahre immer mehr vom eigentlichen Frühlingsbeginn
entfernte. Man fügte dann etwa alle 120 Jahre einen dreizehnten Monat hinzu,
um den entstandenen Zeitversatz wieder auszugleichen. Im
Jahr 467 nach iranischer Zeitrechnung (1006 n. Chr.), bzw. um dieses Jahr herum,
wurde eine Kalenderreform, woran der berühmte iranische Dichter und Wissenschaftler
"Omar Khayyam" maßgeblich beteiligt war, durchgeführt. Mit
dieser Reform wurde der Nowruz auf den ersten Frühlingstag gelegt und Schaltjahre
(etwa alle vier Jahre) eingefügt, um den Nowruz an den Frühlingsbeginn
zu koppeln. Seitdem
ist der genaue Zeitpunkt des Jahreswechsels im Iran (der astronomische Frühlingsbeginn
oder "Tahwil-e Sal") entweder am Nachmittag des letzten Tages des alten
Jahres oder am Vormittag des ersten Tages des neuen Jahres (beide Teheraner Zeit)

Pischvaz-e
Nowruz (Vorbereitungen für den Nowruz)
Die Vorbereitungen für
den Nowruz beginnen eine Weile vor den Feiertagen.
Obwohl
es lokale Unterschiede gibt, bestehen einige Gebräuche überall. Schon
fünfzehn Tage vorher wird das Fest vorbereitet: Weizen, das vorher in Wasser
zum Keimen gebracht wurde, wächst auf einem Teller oder einer flachen Schüssel
zu kleinen grünen Schösslingen (Sabze) heran. Der
Frühlingsputz ist der wichtigste Teil bei der Vorbereitung. Die Hausfrauen
haben alle Hände voll zu tun. Beschädigte oder gebrochene Gegenstände
müssen unbedingt entsorgt werden. Schöne Blumentöpfe am Fenster,
und noch einige Winterfrüchte werden hier und dorthin gestellt, damit es
überall schön ausschaut und nach Blumen und Zitrusfrüchten duftet. Am
Vorabend des letzten Mittwochs des Jahres (Charshanbe-Suri), beginnen die Feierlichkeiten.
Auf freien Grundstücken oder in unbefahrenen Gassen wird ein kleines Feuer
gemacht, über das Jung und Alt springen. Am letzten Freitag des Jahres findet
ein Besuch der verstorbenen Verwandten auf dem Friedhof statt. Am
Vorabend des Jahreswechsels laufen die allgemeinen Bäder auf Hochtouren;
Alle waschen sich unbedingt den Körper, damit sie den Jahreswechsel sauber
erleben. Diese Körperreinigung ist sogar ein Ritual. Unter der Sasaniden-Dynastie,
haben sich die Iraner, am Vorabend des Nowruz, nach einer bestimmten Ordnung,
den Körper waschen müssen. Zusätzlich war es üblich, den Körper,
am nächsten Tag, d.h. am ersten Tag des Frühlingsfestes, in fließendem
Wasser, wie in Flüssen u. ä., zu waschen und einander mit Wasser anzuspritzen,
damit der Körper von Sünden befreit wird und auch die Seelenqualen beseitigt
werden. Solchen Bräuchen begegnet man im Iran noch immer in alten Volksgruppen,
besonders am Hochland in den Gebirgen. Noch
immer ist es unter Nomaden und Dorfbewohnern üblich, die Festtags-, und Hochzeitswaschungen,
nach bestimmten Bräuchen, in einem natürlichen Bach des Dorfes zu vollziehen. In
Schiraz
Am
selben Abend gehen in Schiraz Leute mit einem Korb Salz umher und verkaufen es
den Passanten gegen eine Handvoll Münzen. An diesem Abend wird auch die Zukunft
gedeutet. Hat
man sich einen Wunsch ausgedacht, wird ein Schlüssel mit zwei Kerben auf
die Erde gelegt; derjenige, der sich etwas gewünscht hat, lehnt das rechte
Ohr gegen eine Mauer; und je nachdem, was er hört, erfüllt sich auch
sein Wunsch. Unter
die Dachrinne des Hauses wird oft auch ein blauer Krug gestellt, und alle, die
sich einen Wunsch ausgedacht haben, werfen irgendetwas in den Krug. Am nächsten
Morgen nimmt ein kleines Mädchen die Gegenstände heraus und deutet sie. Manche
stellen sich, mit einem Schlüsselbund unter dem Fuß, an eine Straßenecke,
und wünschen sich etwas. Sagt die erste vorbeigehende Person unaufgefordert
ein gutes Wort, geht der Wunsch in Erfüllung. Man darf allerdings nicht vergessen,
vorher den Schlüssel unter die Dachrinne zu legen. Andere
legen ein paar Münzen in einen Krug, der bei Sonnenuntergang mit den Worten
von der Terrasse geworfen wird: "Mögen meine Schmerzen und Sorgen mit
diesem Krug verschwinden! " Man darf sich allerdings dabei nicht umdrehen,
sonst könnte ein Unglück geschehen. In
Esfahan (Isfahan)
In
Esfahan springt man über ein brennendes blaues Tuch und singt dabei ein paar
Reime, die das Böse vertreiben sollen. Auch gibt es zum Teil noch den Brauch,
dass sieben Frauen einen Topf mit Wasser füllen, das sie aus sieben Quellen
geschöpft haben. Jede von ihnen wirft dann irgendeinen kleinen Gegenstand
in den Topf. Über diesen wird ein metallener Teller gestülpt, der ein
Erbgegenstand sein muss. Dann steckt man den Topf in den Ofen. In
der Früh des nächsten Morgens holen ihn die Frauen heraus. Die älteste
setzt sich, stellt ihn zwischen ihre Beine, deckt ihn mit einem Tuch zu, zieht
einen Gegenstand heraus, und hält ihn eine Weile in der geschlossenen Hand,
einen Vers des "Hafez" zitierend. Dann öffnet sie die Hand, und
gibt den Gegenstand dem Eigentümer. Je nach Aussage des Verses ist die Zukunft
gut oder schlecht. Sofre-ye Haft-Sin (Nowruz-Tisch) Wichtigstes
Brauchtum sind die Haft-Sin (Sieben-S). Am Vorabend des Neujahrstages, brennt
in jedem Zimmer des Hauses eine Kerze (Symbol des Lichts). Auf einem festlich
gedeckten Tischtuch, der in manchen Familien am Boden liegt, oder auf einem Tisch,
werden sieben Gegenstände ausgebreitet, die mit dem Buchstaben S (pers. Sin)
beginnen: Sabze (Weizen- oder Linsensprossen), Samanu (eine süße Speise
aus Weizenkeimen), Sir (Knoblauch), Serke (Essig), Somagh (saures Gewürz),
Sib (Apfel) und Senjed (Mehlbeeren). Außerdem kommen Sekke (Münzen),
häufig auch Sonbol (Hyazinthe) sowie Sepand (eine wilde Raute) für den
Weihrauch hinzu. Zusätzlich werden ein Spiegel (Symbol für Glück),
ein oder einige Goldfische, die in einem durchsichtigen Wasserkrug schwimmen,
ein Stück Brot, bemalte harte Eier sowie Diwan-e Hafez (Gedichtband von Hafez),
bei Zoroastriern eher das Awesta und bei Moslemen der Koran, gedeckt. 
Die
Jahreswende wird, besonders von Kindern, mit Spannung und Aufregung erwartet.
Gleich nach der Ankündigung des Neuen Jahres, des Tahwil-e Sal, beginnen
alle Mitglieder der Familie, die sich zuvor gebadet und in frischen Kleidern um
den Tisch versammelt haben, einander zu umarmen und ihre Glückwünsche
auszutauschen. Die Älteren beschenken die Jüngeren. Alle Erwachsenen
in der Familie versuchen auf jeden Fall den Kindern etwas zu schenken. Diese bekommen
häufig Geld in Form von frisch gedruckten Geldscheinen oder heutzutage auch
Spielzeuge. Wenn einer sich nichts Großes leisten kann, schenkt er den kleinen
Kindern gefärbte Eier und jedem anderen Jüngeren Geldscheine mit nicht
allzu großem Wert, aber auf jeden Fall frisch gedruckt. Neue Geldscheine
für Nowruz zu drucken, gehört zu den Aufgaben der Nationalbank. Besuche
der Verwandten und Freunde und darauf folgende Gegenbesuche in den ersten zwölf
Tagen des neuen Jahres, ist ein anderer schöner Nowruz-Brauch. Dabei werden
die Ältesten in der Familie und im Bekanntenkreis zuerst besucht. Der Nowruz-Besuch
ruft alle zur Versöhnung auf und bietet Gelegenheit zum Verzeihen an. Alle
versuchen, die eventuell schlechte Vergangenheit ruhen zu lassen und einander
wieder näher zu kommen. 
Festmahle
Alle Familienmitglieder
versammeln sich im Eltern- oder Großelternhaus zum Festabendessen. Frischer
Weißfisch oder geräucherter Fisch mit Dillreis (Sabsi-Polo ba Ma´hi)
wird serviert. An dem Abend werden auch an die neuen Familienmitglieder (Braut
oder Bräutigam) Nowruz-Geschenke (Armaghan), verteilt. Entweder eine Goldmünze
oder etwas nach ihrem Wunsch oder Bedarf.
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